St. Martin 03: Herz und Verstand
Die Entscheidung für das, was meine Religion (Weltanschauung) ist.
Martinus hatte spontan gehandelt, als er seinen Soldatenmantel mit einem Bettler geteilt hatte. Sein Herz wurde von der Not berührt und er tat, was er im Innersten für richtig hielt.
Sein Verstand war noch nicht so weit. Im Traum verarbeitete er die letzten Ereignisse.
Martinus sah einen Mann, einen Herrscher, der die geteilte Mantelhälfte des Bettlers in seiner Hand hielt und sie allen zeigte. Langsam erkannte Martinus, dass der Mann Jesus Christus war. Christus sagte, indem er auf den Mantel zeigte, "Martinus, der Taufbewerber (Katechumene) hat diesen Mantel mit mir geteilt." Martinus verstand, dass dieser Traum die Form einer Gerichtsverhandlung hatte.
Am Ende der Weltzeit steht im Bericht des Matthäus-Evangeliums ein Weltgericht. Dort wird es eine endgültige Gerechtigkeit geben und alle werden von Jesus Christus danach beurteilt, inwieweit sie sich für die Gerechtigkeit Gottes eingesetzt haben. Dafür gibt es sehr konkrete Hinweise: die sogenannten sieben Werke der Barmherzigkeit (Durstigen und Hungernden zu essen und zu trinken geben, Nackte bekleiden ...). Christus hatte als Richter sozusagen eine Beweisaufnahme im Gericht gemacht und als Indiz (Beweisstück) den geteilten Soldatenmantel allen gezeigt.
Martinus hatte also aus seinem Herzen heraus spontan im Sinne Christi gehandelt und war Christ. Was ihm noch fehlte, war das bewusste und offizielle sich Entscheiden für den Christenglauben. Deshalb erkannte Martinus, was für ihn der nächste Schritt sein musste. Er wollte nicht länger Taufbewerber bleiben, sondern entschied sich für die Taufe.
(Volker Collinet)