St. Martin 08: "Jesus, der Sohn Gottes" - Glaubensbekenntnis und Anreiz zum Widerspruch
Martinus im Glaubenskampf von zwei christlichen Glaubensrichtungen
Martinus lebte in einer Zeit von vielen verschiedenen Religionen und einer christlichen Glaubensspaltung. Es gab zwei Möglichkeiten, Jesus von Nazareth zu verstehen: Entweder war ER ein besonderer und sehr einflussreicher Mensch oder ER war mehr als das: Gott, Sohn Gottes.
Die Versammlung der christlichen Bischöfe hatte im Jahr 325 mit dem Kaiser in dessen Sommerresidenz Nizäa lange diskutiert. Der mehrheitliche Konzils-Beschluss entschied sich für das Glaubensverständnis "Jesus ist der Sohn Gottes". Damit war der Konflikt noch nicht beigelegt. Es dauerte bis ins 6. Jahrhundert, bis der Streit endgültig beigelegt war. Die Lage wechselte je nach Glaubensverständnis des gerade herrschenden römischen Kaisers. Viele rechtgläubige Bischöfe mussten in die Verbannung gehen. Dazu gehörte auch Hilarius von Poitiers sowie der heilige Nikolaus von Myra oder der Trierer Bischof Paulinus.
"Jesus, Sohn Gottes" ist ein Ausdruck dafür, dass Gott kein Zuschauer unserer Welt und unseres Lebens ist. ER ist Mensch geworden und Gott geblieben (Weihnachten). Gott will uns so nahe wie nur möglich sein. ER hat unser menschliches Leben von der Geburt bis zum Tod mit gelebt. ER kennt Lachen und Weinen, Freude und Angst. Seine Auferweckung durch den Vater ist die Bestätigung dafür, dass die Liebe Gottes zu jedem Menschen stärker ist als der Tod.
Diese Gewissheit können wir nur haben, wenn Gott konkret in unsere Geschichte gekommen ist und sie mit gelebt hat. Jesus als noch so wertvoller und wunderbarer Mensch ist eine Geschichte mit tragischem Ende – und die Frage nach Gottes Interesse an unserem Menschen-Schicksal wäre immer noch unbeantwortet.
(Volker Collinet)